Laubach

Evangelische Kirche in Laubach

1719 wurde in der Ortsmitte eine evangelische Kirche gebaut. Somit musste der Gottesdienst nicht mehr in einer Scheune abgehalten werden. Sie stand quer zur heutigen Kirche, parallel zur Straße. In einem Brief vom 27. August 1846 der königlichen Regierung von Koblenz wurde unter anderem festgestellt: „Eine neue Kirche in Laubach tut not“. In der damaligen Zeit bedeutete der Bau einer Kirche große Opfer an Geldleistungen, handwerklichen und mühevollen zuarbeitenden Tätigkeiten. Daher ist es verständlich, dass die Bürger über ihre Kirche gegenüber der Obrigkeit auch bestimmen wollten. Die Dorfbewohner kannten ihren Grund und Boden und die Festigkeit eines Standortes für den Bau einer neuen Kirche.

So kam es um den Standort und die Bauart der zu errichtenden Kirche zu erbitterten Meinungsverschiedenheiten gegenüber den damaligen Behörden. 1847 berichtete der Simmerner Bürgermeister Rottmann an den Landrat, dass der Gemeinderat von Laubach „sich nicht dazu verstehen will, für die zu erbauende Kirche einen anderen (neuen) Platz als den, worauf die alte Kirche und das Schulhaus steht, zu bestimmen“. Ortstermine wurden von der königlichen Regierung angeordnet. Unter Protest der Laubacher wurden die Verhandlungen abgebrochen, Teilnahmen verweigert, Einladungen nicht befolgt, Kaufverhandlungen eines avisierten Grundstückes wegen total überzogener Forderungen zum Scheitern verurteilt.

1851 versuchten Vertreter der Gemeinde nochmals bei Bürgermeister Rottmann den alten Standort durchzusetzen. Daraufhin schrieb Rottmann sinngemäß an den Landrat, „dass er zu der Überzeugung gekommen ist, lieber eine Kirche am alten Standort zu erbauen, als dass gar keine Kirche gebaut würde“. Aber das Landratsamt erklärte, dass der vom Gemeinderat gewünschte Platz unter keinen Umständen zugegeben würde. Man verlangte sogar von Rottmann, frühzeitige

Anzeige zu erstatten, „wenn es notwendig wird, die alte Kirche von der Polizei zu schließen, damit alsdann auf einem geeigneten Platze der Bau einer neuen Kirche in Angriff genommen werden kann“.

1852 erschien Rottmann auf Anordnung der Regierung in Laubach, um mit dem Gemeinderat und den Grundstückseigentümern des von Behörden ausgewählten Platzes für den Kirchenbau den Ankauf zu verhandeln. Die Laubacher Vertreter erschienen erst gar nicht. Bei einem späteren Termin verlangten die Grundstückseigentümer 6 Taler für die Rute „um nicht von den Einwohnern auf das Bitterste verfolgt zu werden, wenn sie überhaupt verkaufen würden“.
Dies war das Dreifache des ortsüblichen Preises, das Baugelände hätte 900 Taler gekostet. Rottmann schrieb, dass man für weit weniger Geld „ein Gebäude bei der alten Kirche kaufen und niederlegen könne, so würde die neue Kirche doch an der alten Stelle erbaut werden können, woselbst zugegeben werden muß, in Betreff des Fundamentes der beste Ort ist, da die Kirche auf einem Fels zu stehen käme“. Endlich brach der Widerstand der Behörde. 1853 erfolgte der Kauf des Hauses neben der alten Kirche.

Auch die Planung des Kirchgebäudes gestaltete sich schwierig. Zwischen 1850 und 1855 wurden fünf Pläne erstellt und verworfen. 1855 wurde der Beschluss gefasst, nach dem Plan der Kirche von Mengerschied (unter Hinzunahme einer runden Chorapsis), auch unter Prüfung des Planes der Kirche zu Leideneck, unter Ausarbeitung des Planes durch Kreisbaumeister Bormann, eine neuromanische Kirche mit stattlichem Saalbau, nach der Art des Koblenzer Regierungsbaumeisters Johann Claudius von Lassaux (+1848), zu bauen. 1857 erfolgte die Vergabe des Baues an einen Unternehmer. Die Kirche steht auf dem Gelände der ehemaligen Burg. Die Ausrichtung erfolgte entgegen der ursprünglichen Absicht quer zur heutigen Kastellauner Straße. Finanziert wurde die Kirche unter anderem durch einen Sonderholzeinschlag im Gemeindewald sowie ein Darlehen von 1200 Talern, das bei der katholischen Kirchengemeinde Laubach auf 3 Jahre bei 5 % Zinsen aufgenommen wurde.

Am 01. Dezember 1858 wurde die Einweihung der neuen evangelischen Kirche und deren neuer Orgel gefeiert.
In einem Brief der Gebrüder Stumm vom 28. Juli 1856 wird von einem Wiedereinbau der alten Orgel in die neue Kirche abgeraten. Da die Orgel aus dem Jahre 1783 noch in recht gutem Zustand war, wurde sie laut Vertrag vom 15.09.1856 von der Gemeinde Laubach für 310 Taler an die Gemeinde Hochstetten/Nahe verkauft. Am selben Tag wurde auch der Vertrag zwischen der Gemeinde Laubach und der Firma Gebr. Stumm aus Rhaunen-Sulzbach über Bau und Lieferung einer neuen Orgel geschlossen. Der Preis wurde auf 920 Taler festgesetzt. Am 01. November 1858 wurde der Einbau der Orgel vollendet. Sie ist noch in der Erstausstattung erhalten. Nur das Register „Trompete 8’, Bass und Diskant“ wurde als Zinnspende im 1. Weltkrieg abgegeben. 1977 erfolgte eine umfangreiche Restaurierung durch die Firma Cartellieri, in deren Zuge auch das Register „Trompete 8’“ neu gefertigt wurde. Am 3. Advent 1978 wurde die überholte Orgel mit einem Konzert unserer noch heute wirkenden Organistin Eva Völzing eingeweiht.

In den Jahren 1969 und 1970 wurde der Innenraum renoviert und umgestaltet. Der Eingang wurde verändert, die Sitzfläche unter der Empore durch eine Schiebetür vom Kirchenraum abgetrennt. So entstand ein Gemeinderaum für Kindergottesdienst oder Frauenhilfstreffen. Eine kleine Küche und eine Toilette wurden eingebaut. Das Kirchenschiff erhielt sein heutiges Aussehen.

Die große Glocke mit einem Gewicht von 800 kg aus Bronze in der Tonart f und einem größten Durchmesser von 116 cm wurde 1908 gegossen. Sie trägt neben der Inschrift „Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen Nr. 1537“ auch die Namen der Presbyter von 1908. Die kleine Glocke mit einem Gewicht von 600 kg in der Tonart g wurde 1923 gegossen. Der größte Durchmesser beträgt 100 cm. Ihre Inschrift lautet: „Dich goß Jos. Gg Pfeiffer in Kaiserslautern 1923 No. 2784“ Die große Glocke musste 1942 infolge der im 2. Weltkrieg verfügten Metallablieferungen abgegeben werden. Zur Freude der Gemeinde konnte am 17.12.1947 in der sogenannten „Glockenrückführung“ die unbehelligte Glocke nach einem Schifftransport in Koblenz abgeholt werden.

Quellen: Festschrift 150 Jahre evangelische Kirche Laubach und die Laubacher Chronik

Bärbel Henn