Heyweiler

Evangelische Kirche in Heyweiler

Genauso, wie bei den (meisten) anderen Gemeinden, war auch für das Dorf Heyweiler 1557 ein Schlüsseljahr, in dem sein Landesherr sich für die neue reformatorische Lehre entschied. Dadurch wurde Heyweiler, das bisher der Pfarrei Beltheim angehörte, zusammen mit Schnellbach, der evangelischen Kirchen-gemeinde Sevenich zugeschlagen. Das ging aber nicht lange gut. Denn Sevenich fiel unter die Herrschaft der fromm katholischen Walpotten von Bassenheim, die Pfarrer und Gemeinde das Glaubensleben möglichst erschwerten. Darauf wurde 1696 eine sog. Umgemeindung beschlossen. Konkret bedeutete dies, dass die Heyweilerer fortan den Gottesdiensten in Gödenroth beiwohnen sollten. Der Pfarrer freute sich – ersparte ihm diese Maßnahme doch den mühsamen dreiwöchentlichen Fußweg nach Sevenich – doch dauerte seine Freude nicht lange. Denn die Heyweilerer beschwerten sich über die Zwangsversetzung und weigerten sich, ihren materiell-finanziellen Verpflichtungen nachzukommen. Es ging für Pfarrer und Heyweilerer ans Eingemachte. Es ist durchaus bemerkenswert, dass Heyweiler evangelisch geblieben ist, denn vor allem in der Anfangsphase war der Druck groß, um wieder in den Schoß der Mutterkirche zurückzukehren.

Nach langem Tauziehen und zahlreichen Zwischenfällen erhielt Heyweiler 1733 die Genehmigung zum Bau einer eigenen Dorfkirche. Die schlichte Kapelle wurde laut Überlieferung von acht oder neun örtlichen Familien zwischen 1733-1760 gebaut. Jetzt stand eine Kirche im Dorf (und zwar ziemlich zentral an der Hauptachse) und jeder hatte seine Ruhe. Aber weit gefehlt: Schon bald gaben die „querulantierenden Heyweilerer“ wieder Anlass zu Beschwerden. Diesmal war die Frequenz der Gottesdienste der Streitpunkt und Heyweiler beantragte 1845 sogar den Status einer selbstständigen Gemeinde. Eine der Klagen im Antrag lautete: „Nur alle 14 Tage ist Gottesdienst in Heyweiler.“ Die „Blohkäpp“ blieben aber auf Gödenroth angewiesen und den langen Fuß- oder Fahrradweg (sowie Schikanen in Beltheim) ausgesetzt und bis zur letzten Reform gab es tatsächlich alle 14 Tage einen Gottesdienst. Angesichts so viel gesunden Selbstbewusstseins kann man sich wundern, dass die aktuelle Einverleibung in das Zehntürmekombinat friedlich verlaufen ist. Auch in Glaubenssachen ist in Heyweiler mittlerweile alles halb so wild wie früher. So viel zur Gemeinde.

Was das Gebäude betrifft, so war es laut eines Gutachtens aus dem Jahr 1912 nicht mehr umbaufähig, weshalb man sich für einen Neubau entschied. Diese neue Kirche wurde am 23. Juli 1914 – acht Tage vor der Mobil-machung – eingeweiht. Am. 27. Juli 2014 fand im Zuge der Dorfkirmes die 100-Jahr-Feier statt. Aus der alten Kapelle konnten die Orgel und die Glocke gerettet werden. Eine zweite Glocke kam hinzu, wanderte aber bald darauf wieder in die Rüstungsindustrie ab. Dasselbe geschah mit den Orgelpfeifen. Während die Orgel 1925 ersetzt wurde, ging mit einer Dauerlösung für die Kirchglocken mehr Zeit ins Land. Erst 1952 gab man beim Bochumer Verein den Guss zweier Stahlglocken (mit Inschrift „Freude am Herrn“ bzw. „Frieden im Herrn“) in Auftrag, die am 14. November 1952 eingeweiht wurden. Die Glocken läuten jeweils am Morgen, Mittag, Abend sowie zu Gottesdiensten, Hochzeiten und Beerdigungen.

Anlässlich des 75-jährigen Jubiläums fand 1989 eine umfangreiche Restaurierung der Kirche statt, während sechs Jahre später auch die Orgel einer intensiven Restauration unterzogen wurde. Wegen starker Riss-Bildung wurde die Kirche 2012 zeitweilig geschlossen, aber 2013 nach zahlreichen Gutachten wieder zur Benutzung unter Auflagen freigegeben. Eine Besonderheit ist die Kirchturmuhr. Sie gehört der kommunalen Gemeinde und ist noch eine mechanische Uhr. Sie wird regelmäßig von Holger Schneider gewartet und aufgezogen. Speziell sind auch die Seitenfenster mit ihren Bildnissen der beiden Riesen der deutschen Reformation, Martin Luther und Philipp Melanchthon. Die Herren haben alles im Blick und erinnern bei jedem Gottesdienst an zwei Glaubenswurzeln: Ruft Martin Luther zur Standfestigkeit auf, so mahnt Philipp Melanchthon seinerseits, es mit der Prinzipientreue nicht zu übertreiben und immer mit Augenmaß zu handeln.

Quellen: V. Albrecht, Abriss der Geschichte der Evangelischen Kirche zu Heyweiler (27.7.2014) G. Schellack, Kirche im Dorf Reiner Rittersma