Evangelische Kirche in Bubach
Von einer ersten Kirche in Bubach ist im 15. Jahrhundert die Rede, nämlich von einer Kapelle, geweiht den Aposteln Philipp und Jakobus, die einen eigenen Pfarrer hatte und Ziel einer Wallfahrt war. Der Erzbischof von Trier, Johann II., verfügte in einer am 18. April 1493 ausgestellten Urkunde, dass die jährlichen Bittprozessionen am Montag vor Exaudi aus den Pfarreien Kisselbach, Horn und Laubach nicht mehr nach St. Goar, sondern künftig zur Kapelle in Bubach geführt werden solle. Die Geistlichen vorgenannter Pfarreien hatten darum gebeten und gaben als Grund die weite Entfernung zur Wallfahrtskirche in St. Goar an. Zudem führe der Weg durch Berge und Wälder, mancherlei Ungebührlichkeiten fänden dort statt, so dass die Andacht völlig aufhöre. Nach fast 200 Jahren war die Kapelle altersgrau und baufällig geworden und sollte nach dem Willen der Gemeinde und der geistlichen Administration in Heidelberg durch eine neue ersetzt werden.
Im Januar 1764 beschloss die Zivilgemeinde einen Kirchenneubau. Er wurde vergeben an den Maurermeister Adam Häußer und an die reformierte Kirchengemeinde, die durch Naturalabgaben und Fuhren mithelfen sollte. Jeder Gemeinsmann (Familie) sollte 5 Simmer Korn, und an Geld 6 Gulden geben, weiterhin 4 Pfund Butter, 4 Pfund Fleisch, außerdem die Kost für die Maurer bis das Fundament gegraben sei. Aus Altlay wurden 50 Reiß Leien herbeigefahren (120 qm Dachschieferplatten), die Mauersteine durfte man im Riegenrother Steinbruch brechen. Das kostete 1 Reichstaler und ½ Maß Branntwein. Offenbar herrschte Anfang März noch strenger Winter, denn die Steine wurden laut Aufzeichnungen mit Schlitten herangebracht.
Acht Wagen Holz fuhr man im März herbei. Anscheinend hat eine Art Solidargemeinschaft zum Kirchenbau beigetragen, denn die Bubacher durften in folgenden Gemeinden je einen Eichbaum abholen: in Kisselbach, Riegenroth, Wahlbach, Weidelbach, Budenbach, Klosterkumbd, Horn, Laubach, Ebschied, Pfalzfeld und Maitzborn (wahrscheinlich Maisborn). Eine großzügige Beigabe für eine kleine, arme Gemeinde.
Am 14. Mai, morgens um 8 Uhr, fand die Grundsteinlegung statt. Die Kirche wurde von 15 evangelischen Bürgern gebaut. In den folgenden Wochen wurden viele Fuhren notwendig. Gerüstholz wurde in Riesweiler geholt, Kalk in Stromberg, Sandsteingewände für Türen und Fenster in Auen im Soonwald. Am 23. August wurde Richtfest gefeiert. Jeder Mann erhielt 2 1/2 Maß Bier. Die Maurer brauchten bis zum Aufschlagen 10 Wochen. Das Dach wurde von Laiendeckern aus Seibersbach gedeckt, der Turm von Dachdecker Römer aus Simmern. Im März 1765 wurde Schreiner Gregorius mit den Kirchenstühlen fertig und am 26. April wurde die Kanzel in Niederingelheim abgeholt. Am 25. Mai wurde die Kirchentür angeschlagen.
Den Bau der Kirche und andere Ereignisse im Dorf dokumentierte Johann Michel, genannt Nickel Federhenn, in einem Tagebuch. Zur Einweihung der Kirche schrieb er:
Am 16. Juni 1765 sind wir das erstemal in unserer neuen Kirche gewesen und sangen das Lied „Dreieiniger Heiliger Großer Gott.
Mit diesem einen Satz bedachte Nickel Federhenn in seinem Tagebuch das Ende des Kirchenbaues.
Am 04. Juli 1772 wurde eine neue Glocke in Bacharach abgeholt. Gegossen wurde sie wahrscheinlich in Ehrenbreitstein bei Koblenz. Sie wurde am 11. Juli zusammen mit der alten Glocke aufgehängt. 1903 wurden zwei neue Glocken gekauft, die große war gerissen. Die kleine Glocke wurde 1950 ersetzt.
Am 08. Januar 1850 beschloss der Bubacher Gemeinderat die Anschaffung einer Orgel. Sie wurde 1852 durch Friedrich Carl Stumm aus Rhaunen-Sulzbach erbaut und verfügt über 10 Register, verteilt auf Manual und Pedal. 1917 wurden die historischen Prospektpfeifen requiriert. Die letzte große Restaurierung fand 2009 statt. Das gesamte Pfeifenwerk Metall- und Holzpfeifen wurde ausgebaut. Wegen der starken Bleikorrosion mussten Pfeifenfüße der Metallpfeifen abgeschnitten und erneuert werden. An den Holzpfeifen hatte sich der Holzwurm gütlich getan. Hier wurde aufgeleimt und verharzt. Der Hauptbalg und die Windanlage wurden auf dem Dachboden neu positioniert. Die Windversorgung wurde verlängert, gereinigt und überprüft. Der Spieltisch und die Tastenbeläge gereinigt. Manualklaviaturen neu ausgetucht und noch vieles mehr instandgesetzt. Zu guter Letzt wurde nachintoniert und gestimmt. Dank großzügiger privater Spenden und eines Zuschusses der Ortsgemeinde konnte die aufwändige Restaurierung finanziert werden.
Die letzte Generalüberholung der Kirche fand 1988 statt. Der Innenputz wurde im unteren Bereich abgeschlagen und zur besseren Belüftung eine hinterlüftete Holzvertäfelung angebracht. Ein neuer Stahlglockenturm wurde eingebaut, die Bruchsteinmauer an der Straße und die Zuwegung erneuert. In einer stürmischen Novembernacht 2003 war der Kirchturmhahn in seiner Verankerung gebrochen und drohte abzustürzen. Mittels Autokran und Dachdecker wurden Hahn und Kreuz heruntergeholt. Ein unwürdiger Anblick. Dank einer Spendenaktion konnte ein handgefertigter Wetterhahn aus Edelstahl, vergoldet, bestellt werden. Ein Unikat, gefertigt durch Hartmut Kühn aus Schwarzen. Ein geschmiedetes Kreuz wurde von Willi Härter aus Bubach gespendet. Seit dem 03. Oktober 2004 haben Hahn und Kreuz ihren Platz auf dem Kirchturm.
Quelle: Festschrift zum 250-jährigen Jubiläum der evangelischen Kirche zu Bubach, herausgegeben von der ev. Kirchengemeinde Horn-Laubach-Bubach, 2014
Bärbel Henn