Gödenroth

Evangelische Kirche in Gödenroth

„Kirche im Dorf“, so lautete der Titel einer Buchausgabe, die 1988 zur 375-Jahr-Feier der Gödenrother Kirche erschien. Seither sind  31 Jahre vergangen und die Kirche steht immer noch im Dorf, wenn es auch erstmalig in der Gödenrother Kirchengeschichte keinen vor Ort amtierenden Pfarrer mehr gibt. Sie ist auch nicht, wie viele andere Kirchen der 10-Türme-Gemeinde weithin sichtbar, sondern steht ganz versteckt abseits der Hunsrückhöhenstraße unter einem alten Baumbestand. Es ist ein ganz besonderes Ensemble: die Kirche mit dem für unsere Gegend eher ungewöhnlichen Zwiebelturm, an die sich wie in alten Zeiten der Kirchhof anschließt, das alte Pfarrhaus und die alte Schule, dazu  der Kindergarten auf dem Gelände der alten Pfarrscheune, die 1930 zu einem evangelischen Jugendheim umgebaut worden war.

Die Kirche blickt bis in unsere Zeit auf eine wechselvolle Geschichte zurück.  Dank eines wohlgeordneten Archivs ist alles von den Anfängen bis heute nachvollziehbar: 1560 wird sie erstmals als lutherische Kirche erwähnt, die man nach der Reformation auf den Grundmauern einer katholischen Kapelle errichtete.  1692 wurde sie  im Pfälzischen Erbfolgekrieg durch französische Truppen zerstört. Erst 1720 konnte mit finanzieller Hilfe vermögender Gödenrother Bürger ein Neubau erstellt werden. Aus dieser Zeit stammen auch die Grabdenkmäler der Pfarrersfamilie Ludovici, die von1668 bis1755 ihren Dienst im Kirchspiel tat. 1748 bauten die Gebrüder Stumm aus Rhaunen-Sulzbach eine Orgel ein, die  1898 durch ein Instrument der Firma Oberlinger aus Windesheim ersetzt wurde. Die Zahl der Kirchenbesucher muss groß gewesen sein, denn 1781 wurde wegen Platzmangels eine Empore eingezogen, 1843/44  erfolgte der Anbau eines Querhauses nach Osten hin und eines daran anschließenden kreisförmigen Rundchores. 1959/ 61 dann eine Generalinstandsetzung und ein Umbau des Kircheninnern: Die Orgel wurde auf eine neue Seitenempore im linken Querhaus und die hohe Kanzel nach unten verlegt, der Kunstmaler Klonk aus Marburg gestaltete drei Glasfenster im Chorraum. Der hölzerne  Fuß, der früher die Kanzel trug, trägt heute eine Steinplatte aus Moselmarmor, in die ein versilbertes Taufbecken eingepasste wurde. Diese gebrauchte Taufschale und eine silberplattierte Taufkanne erstand die Gemeinde 1894 für insgesamt 43 Mark. Der Abendmahlskelch aus Silber, innen vergoldet, und eine Hostiendose wurden bereits 1783 von einem Winninger Künstler gefertigt. In den 80er Jahren wurde ein zweiter Kelch angeschafft, der in der Goldschmiede Kuhlemann aus Bell entstand.

Boden und Gestühl fertigten örtliche Schreiner aus rheinischem Lärchenholz.

Nachdem in den 70er und 80er Jahren wieder renoviert worden war, kam 2003 ein einschneidender Umbau, der zunächst nicht von allen Gemeindegliedern mitgetragen wurde, mittlerweile aber die Gödenrother Kirche zum Vorzeigeobjekt im Kirchenkreis gemacht hat: Unter einem Dach ist nach wie vor der alte Kirchenraum, sogar wieder mit einem Mittelgang, aber gleichzeitig gibt es einen Gemeinderaum und eine Teeküche, einen kleinen Medienraum  und, was sich als sehr nützlich erwiesen hat, eine Toilettenanlage. Nach wie vor läuten die drei Bronzeglocken, die nach dem 1. Weltkrieg in Frankenthal neu gegossen und aus der Ortsgemeindekasse bezahlt wurden, am Morgen, Mittag und Abend, zu den Gottesdiensten, zu Hochzeiten und Beerdigungen. Sie tragen die Inschriften: Glaube, Friede, Liebe.

Quelle: Kirche im Dorf, 1989, Gustav Schellack, Friederike Mauerhof