Bell

Evangelische Kirche in Bell

Die erste schriftliche Erwähnung der Beller Kirche stammt aus den Jahren zwischen 1210 und 1220. Die Quelle, ein vom Trierer Erzbischof angelegtes Verzeichnis seiner Rechte an Gütern, Abgaben und Dienstleistungen, trägt kein Datum und kann nur anhand bestimmter Inhaltselemente auf den erwähnten Zehnjahreszeitraumeingegrenzt werden. Die Beller Kirche stand damals an demselben Ort wie heute. Zwar ist das heutige Schiff 1728 neu erbaut worden, aber den Turm können die Bauhistoriker mit einiger Sicherheit dem 13. Jahrhundert zuweisen, so dass das erste schriftliche und das erste bauliche Zeugnis ungefähr aus derselben Zeit stammen.

Bell tritt uns in der obigen Quelle bereits als Pfarrei und seine Kirche als Pfarrkirche entgegen. Das Pfarreiensystem des mittleren Hunsrücks nahm seinen Ausgang von den sechs Großpfarreien des Mittelalters: Mörschbach, Simmern, Kirchberg, Beltheim, Mannebach und Bell. Das punktgenaue Gründungsjahr für die Pfarrei Bell lässt sich nicht benennen, doch spricht einiges dafür, dass die Pfarrei im Anschluss an eine Landschenkung des Königs Otto III. (983, 996 Kaiser-1002) vom Jahr 990 an den Bischof von Worms eingerichtet worden ist.

Die Ausdehnung des gesamten Pfarrbezirkes Bell können wir erst durch die im Original erhaltene Niederschrift der evangelischen Visitation von 1560 rekonstruieren. Danach umfasste in vorreformatorischer Zeit das Kirchspiel Bell folgende Siedlungen: Bell, Kastellaun, Spesenroth, Hasselbach, Alterkülz, Michelbach, Neuerkirch rechts des Külzbaches, Hundheim, Völkenroth, Fröschepuhl (untergangenes Dorf bei Völkenroth), Leideneck, Krastel und Wohnroth. In diesem ausgedehnten Sprengel gab es neben der Beller Hauptkirche nur noch in Kastellaun, Alterkülz und Hasselbach Kirchen oder Kapellen. Die Leidenecker Kirche wurde 1852 errichtet, die 1507 erstmals erwähnte Hasselbacher Kapelle im 18. Jahrhundert abgerissen.

In der Geschichte einer evangelischen Kirchengemeinde stellt die Einführung der Reformation den zentralen Erinnerungsort dar. Im Sommer 1557 hat Pfalzgraf Friedrich II. von Pfalz-Simmern (1557-1559) im Herzogtum Pfalz-Simmern und in der Hinteren Grafschaft Sponheim (und damit in allen Orten des Kirchspiels Bell) die Reformation eingeführt. Im Februar 1559 wechselte Friedrich II. als Kurfürst Friedrich III. nach Heidelberg. Dieser Wechsel hatte zur Folge, dass der Simmerner Anteil an der Hinteren Grafschaft dem Pfalzgrafen Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken (1532-1569) zufiel. Wolfgang und seine Nachfolger waren bis 1794 der oberste Dienstherr des Beller Pfarrers.

Die Reformation hatte Auswirkungen auf den räumlichen Zuschnitt des Beller Kirchspiels, aus dem Kastellaun und Alterkülz (einschl. Michelbach und Neuerkirch rechts des Külzbaches) als eigene Pfarreien ausgegliedert wurden. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Leideneck vorübergehend nach Kappel umgepfarrt, 1926 Spesenroth dauerhaft nach Kastellaun und 1948 Hasselbach nach Alterkülz.

Dem Alter und der zentralörtlichen Funktion der Beller Kirche entsprechend haben sich neben dem Turm weitere mittelalterliche Geschichtsdenkmäler erhalten. Da sind zunächst die beiden älteren der insgesamt drei Glocken zu nennen, die ausweislich ihrer Inschriften aus den Jahren 1313 und 1459 stammen. Es gibt im Hunsrück nur vier Glocken, die älter sind als die Beller von 1313. Mit der zweiten und größten (900 kg) Beller Glocke, der von 1459, verbindet sich eine Geschichte eigener Art. Als die Franzosen 1689 im Zuge des Pfälzischen Erbfolgekrieges plündernd durch den Hunsrück zogen, erpressten sie in Bell die große Glocke als Kriegsbeute. Ein Angehöriger der katholischen Familie Braun konnte den Kommandeur der abziehenden französischen Truppen dazu bewegen, die Glocke stehen zu lassen. In Erinnerung an diese Tat wurde seitdem jeder Angehörige der Familie Braun unter dem ansonsten den evangelischen Gemeindegliedern vorbehaltenen Geläut der Kirchenglocken zu Grabe getragen. Der Brauch endete mit der Beisetzung des letzten Angehörigen der Familie, des am 31. Juli 2005 verstorbenen Albert Braun.

Die dritte und zugleich kleinste Glocke wird erstmals 1784 deshalb erwähnt, weil sie zersprang und erneuert werden musste. Die jeweils dritte und jüngste Glocke wurde anders als ihre Schwesterglocken in den Weltkriegen den Schmelzöfen zugeführt, die heutige stammt aus dem Jahre 1957.

Seit 2018 hängen die Glocken wieder wie vor 1914 in einem eichenen Glockenstuhl. Der 1914 eingebaute neue Glockenstuhl war aus Eisen und schuf ebenso viele neue bautechnische Probleme, wie er alte löste.

Im Jahre 1483 stiftete der Priester Stephan der Beller Kirche einen Kelch, der sich noch heute im Besitz der ev. Kirchengemeinde befindet und als Abendmahlskelch dient. Auf dem Sechspassfuß sind der hl. Petrus und, in knieender Haltung und geistlichem Gewand, der Stifter dargestellt. Ein Spruchband trägt die Inschrift: STEPHANUS DE BERNCASTEL PASTOR IN BELL ANNO 1483. Der aus Bernkastel stammende Stephan starb 1505 im Nonnenkloster Filzen (Mosel) und wurde im Kloster Wolf beerdigt. Er hatte seit spätestens 1483 in Bell das Pfarreramt inne, 1496 ist er ein weiteres Mal als Pfarrer von Bell belegt. Stephan übte das Pfarreramt nicht in eigener Person aus, sondern übertrug die seelsorgerischen Aufgaben vor Ort einem Stellvertreter, dem er dafür einen Teil seiner Einnahmen aus der gut dotierten Pfarrei Bell zukommen ließ.

Die heutige Beller Orgel wurde im Jahre 1914 angeschafft und stammt aus der Werkstatt des Orgelbauers Paul Faust (Wuppertal-Barmen). Das Besondere an dieser Orgel ist ihre pneumatische Traktur, deren es nur noch wenige gibt. Die Beller Orgel ist mit Ausnahme des Blasebalgs im Originalzustand erhalten und stellt daher eine historische Rarität dar.

Das heutige innere und äußere Bild der Beller Kirche ist im wesentlichen das Ergebnis der großen Renovierung während der Jahre 1965-1973 unter Pfarrer Hermann Saenger (1961-1975): Einbau einer Heizung, Abbruch der Seitenempore, Neukonstruktion der unteren Empore, des Windfangs, des Treppenaufgangs im Turm, neue Fußböden, neues Gestühl, neuer Altar, neue Kanzel, neuer Taufstein. Die Eingangspforte wurde in die Südseite des Turms verlegt und der ehemalige Eingang zugemauert bzw. zu einem Fenster (das dem Turm benachbarte der Südseite) verkleinert.Ferner bekamen die Außenanlagen ein neues Gesicht, der Treppenaufgang von der Straße zur Eingangstür erhielt einen neuen Verlauf und zum Abschluss wurde die Natursteinmauer zur Straße gesetzt.

Ausführlichere Darstellungen mit Belegen: Gerhard Wagner, Rudolf Zimmer, Aus der Geschichte des Kirchspiels Bell. Mit einem Beitrag von Pfarrer i. R. Hermann Saenger, Bell 2013; dies., 100 Jahre Paul-Faust-Orgel in der Ev. Kirche Bell. Mit einem Beitrag von Manfred Schwartz, Bell 2015.

Rudolf Zimmer / Gerhard Wagner

Unsere Glocken läuten wieder

Glockenläuten in der Beller Kirche

Wie geplant, haben unsere Glocken am Reformationstag 2017, nach 13 Wochen Baustellenpause, wieder Ihren Dienst aufgenommen. Was ist in den 13 Wochen passiert? In der Woche vom 07.08.2017 bis 11.08.2017 wurde der rostige Glockenstuhl von der Fa. Marx Kirchentechnik demontiert. In den folgenden Wochen haben viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer in 350 Stunden unentgeltlich Ihre Arbeitskraft zur Verfügung gestellt.

Es wurde Platz für einen Ringanker gestemmt, 30 Anker in die Wände einzementiert, verschalt, Baumaterial besorgt, die Stahlbewehrung eingebaut, ca. 3,5m³ Beton gemischt und in ca. 13,5m Höhe in die Verschalung eingegossen, ausgeschalt, den alten Fußboden a usgebaut und die neuen Fußbodenbretter gestrichen und im Turm eingebaut, aufgeräumt, gefegt und die Kirche geputzt. An fünf Samstagen haben die Damen vom Verpflegungsteam für Mittagessen, Kaffee und Kuchen gesorgt.

In der Zeit vom 18.10.2017 bis 30.10.2017 hat Fa. Marx Kirchentechnik den neuen hölzernen Glockenstuhl eingebaut.

Im Namen der Kirchengemeinde möchte ich mich bei den vielen Helferinnen und Helfern bedanken. Durch Ihr engagiertes Anpacken konnten die zum Teil anstrengenden Arbeiten reibungslos und ohne Probleme abgearbeitet werden. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Wer Interesse hat, zu schauen, was wir gebaut haben, kann gerne, nach Absprache oder nach einem Gottesdienst, vorbeischauen. In der Gemeindeversammlung am 22.11.2017, Buß- und Bettag, wird mit vielen Bildern von den Arbeiten berichtet                                                      Gerhard Wagner